Frau Asotic, Ihr Jahr Bundesfreiwilligendienst nähert sich dem Ende. Dies ist eine gute Gelegenheit, zu schauen, wie Sie dieses erlebt haben. Doch fangen wir vorne an. Warum die Entscheidung für den Bundesfreiwilligendienst?
Milena Asotic: Nach meinem Abitur am Euregio-Gymnasium in Bocholt war mir noch nicht genau klar, wie meine berufliche Zukunft aussehen könnte. Unentschlossen in der Berufswahl sprach mich der Vorschlag einer Freundin, ein Jahr Bundesfreiwilligendienst zu machen, sehr an. Sie selbst hatte gerade erst ihren Bundesfreiwilligendienst begonnen und war ganz begeistert. Ich sah die Möglichkeit, neue Themen für mich zu erschließen und gleichzeitig auch etwas Zeit bei der Berufswahl zu gewinnen.
Wie kamen Sie auf die Stadt Rhede?
Milena Asotic: Über Umwege. Ein sozialer Beruf kam für mich nicht in Frage, soviel stand fest. Da habe ich mich bei der EWIBO (Anm.: Entwicklungs- u. Betriebsgesellschaft der Stadt Bocholt mbH) gemeldet, da ich wusste, dass diese eine Auswahl unterschiedlichster Aufgabenbereiche im Angebot hat. Hierzu gehörte auch eine Stelle in Kooperation mit der Stadt Rhede. Da mich das Berufsfeld der Archivarin interessiert hat, sah ich die Möglichkeit, auf diese Weise schon mal einen Einblick in die Arbeit einer Stadtverwaltung zu bekommen – auch wenn mein Bundesfreiwilligenjahr nicht im Stadtarchiv stattfindet.
Wie sah Ihre tägliche Arbeit aus? Haben Sie hierfür Vorkenntnisse benötigt?
Milena Asotic: Vorkenntnisse nicht direkt. Allerdings ist es von Vorteil, die ein oder andere Erfahrung mit unterschiedlichen Computerprogrammen zu haben, denn heute werden viele Dinge am Computer erledigt – zum Teil auch in fachspezifischer Spezialsoftware. Ich war im letzten Jahr im Fachbereich Bau, Ordnung und Umwelt eingesetzt. Zunächst hat mir Heinz Theling, bei der Stadt Rhede zuständig für den Bereich Umwelt und Grün, das Baumkataster der Stadt Rhede gezeigt und erklärt. Hierbei handelt es sich um eine digitale Bestandsaufnahme der Bäume in Rhede – unter anderem mit Angaben zur Größe, zum Alter und zum Pflegeintervall. Ähnlich aufgebaut ist das Grünflächenkataster. Hierin sind Beete und Pflanzen verzeichnet. Dieses habe ich aktualisiert und vervollständigt. So habe ich mir zunächst die Grünflächen vor Ort angeschaut, und dann unterschiedliche Kennzahlen in das Verzeichnis eingetragen. Hierzu zählen die Lage und die Größe des Beetes, die verschiedenen Pflanzenarten sowie notwendige Pflegemaßnahmen und -intervalle, nicht zu vergessen: aktuelle Bilder der Beete. Ähnlich verlief die Erfassung der Wallhecken. Sehr interessant war auch die kartographische Erfassung des Bürgerparks. Hier hat sich in den letzten Monaten sehr viel getan: neue Wege und neue Bänke sind hinzugekommen, ein Tipi, der neue Kinderspielplatz, der Mehrgenerationenpark, die neu ausgekofferte und neu bepflanzte Gräfte mit neuer Zugangsmöglichkeit, eine Schauhecke, die neue Pumpe und noch zahlreiche weitere interessante Angebote. All dies soll künftig ja auch für die Besucherinnen und Besucher optisch ansprechend auf einem Lageplan präsentiert werden.
Wie geht es weiter, haben Sie Ihre beruflichen Pläne innerhalb des letzten Jahres konkretisieren können?
Milena Asotic: Ich habe mich innerhalb des zurückliegenden Jahres auch noch etwas näher mit dem Berufsbild der Archivarin auseinandersetzen können. Dabei habe ich festgestellt, dass dies sicherlich ein sehr spannendes Berufsfeld ist, allerdings auch gemerkt, dass ich meine Zukunft woanders sehe. Daher beginne ich in diesem Jahr noch meine Ausbildung zur Groß- und Außenhandelskauffrau.
Wie sieht Ihr Fazit nach fast einem Jahr Bundesfreiwilligendienst aus?
Milena Asotic: Nicht nur, dass mir das Jahr die entsprechende Zeit für meine Berufswahl gegeben hat. Die Arbeit hat mir sehr viel Spaß gemacht. Auf dem Papier mag dies zwar eher einseitig klingen, in Wirklichkeit war es sehr abwechslungsreich. Ich habe sehr viele Einblicke in die tägliche Arbeit der Stadtverwaltung erhalten – auch abseits meines Einsatzgebiets. Ich bin froh, dass ich mich für den Bundesfreiwilligendienst entschieden habe und kann andere nur ermutigen, dies ebenfalls zu machen.
Frau Asotic, vielen Dank für den Einblick in Ihre Erfahrungen.